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Infos Zwangserkrankung, Zwangsneurose, Zwangsstörungen, anankastisches Syndrom, Zwangssyndrom
30.08.2005 von Mindbreaker

Zwangserkrankung, Zwangsneurose, Zwangsstörungen, anankastisches Syndrom, Zwangssyndrom




  • Definition
  • Ursache(n)
  • Merkmale, Diagnostik, Verlauf
  • Komplikationen
  • Behandlung
  • Vorbeugende Massnahmen


Definition

Als Zwangsstörung bezeichnet man eine seelische Fehleinstellung, die vorwiegend durch Zwangserscheinungen in Form von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gekennzeichnet ist. Zwangserscheinungen sind Gedanken, Handlungen und Antriebe, die einen Menschen gegen seinen Willen beherrschen. Obwohl er deren Sinnlosigkeit und Unbegründetheit einsieht, versucht er sich gegen ihr Auftreten zu wehren, wenn auch ohne Erfolg.


Ursache(n)

Die Ursachen von Zwangserkrankungen sind nicht eindeutig geklärt. Es wird ein Zusammenspiel von psychologischen und organischen Faktoren vermutet. Da Zwangserkrankungen familiär gehäuft auftreten, wird eine erbliche Veranlagung nicht ausgeschlossen.

Bei Untersuchungen des Hirnstoffwechsels von Menschen mit Zwangserkrankungen wurde festgestellt, dass die Verbindung bestimmter Gehirnareale untereinander gestört ist. Hierbei wird vor allem dem Überträgerstoff Serotonin eine bedeutsame Rolle zugeschrieben.

Die klassische Psychoanalyse erklärt die Entstehung von Zwangserkrankungen mit übertriebener Reinlichkeitserziehung und Strenge während der analen Phase eines Kindes. Es neigen dann vor allem solche Menschen zur Zwangsstörung, die als Kind nie richtig gelernt haben, sich selbstbewusst und eigenständig zu entscheiden.

Ein weiteres Erklärungsmodell liefert die Lerntheorie. Danach entstehen Zwangsstörungen durch fehlerhaft erlernte Verhaltensweisen. Zwangsgedanken und -handlungen sollen demnach helfen, eine vermeintlich bedrohliche und angstbeladene Situation zu bewältigen. Dieser erlernte Mechanismus verselbständigt sich und wird zur Zwangskrankheit.
Merkmale, Diagnostik, Verlauf

Von Zwangsstörungen sind im Laufe ihres Lebens etwa 2 Prozent der Bevölkerung betroffen. Zwei Drittel der Patienten erkranken vor dem 25. Lebensjahr. Schon in der Kindheit kann eine solche Erkrankung zum Vorschein kommen.

Zwanghafte und perfektionistische Persönlichkeiten müssen nicht zwangskrank sein. Ordnungsliebe, gesteigertes Reinlichkeitsbedürfnis und ständiges Kontrollieren wird nur dann zur Zwangserkrankung, wenn der Betroffene darunter leidet und nicht fähig ist, dies zu unterlassen.

Der Erkrankte fühlt sich aus ihm unerklärlichen Gründen gezwungen, immer wieder bestimmte Handlungen zu vollziehen oder bestimmte Gedanken zu produzieren. Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen können bei den Betroffenen getrennt voneinander auftreten, beim überwiegenden Anteil der Patienten treten sie aber gemeinsam in Erscheinung.

Zwangsgedanken sind ausgefüllt mit ständigem Zweifel über angeblich nicht erledigte Dinge, mit Inhalten wie Verschmutzung und gefährdeter eigener Gesundheit. Solche Vorstellungen drängen sich beharrlich auf und können auch aggressive oder sexuelle Inhalte haben. Der Patient kann diese Gedanken nicht unterdrücken und fühlt sich ihnen hilflos ausgeliefert.

Bei den Zwangshandlungen steht der Patient unter dem Druck, ständig bestimmte Handlungen vornehmen zu müssen, obwohl diese von ihm als unsinnig empfunden werden. Am häufigsten sind Kontrollzwänge. Die Betroffenen müssen unzählige Male kontrollieren, ob Türen abgeschlossen, der Herd ausgeschaltet oder der Wasserhahn abgestellt sind. In abnehmender Häufigkeit folgen Wasch- , Wiederholungs- und Zählzwänge.

Männer neigen eher zu Kontrollzwängen, während Frauen häufiger von Waschzwängen betroffen sind. Bei Schulkindern sind es zunächst Zwangsvorstellungen über den Tod oder Phobien, sowie Zählzwänge und der Zwang zum Fluchen. Im Jugendalter treten dann vermehrt Waschzwänge mit Angst vor Ansteckung und Verschmutzung in den Vordergrund.

Obwohl dem Zwangskranken die Unsinnigkeit seines Verhaltens bewusst ist, tritt bei Unterlassung ein starkes Angst - und Spannungsgefühl auf, das er nur durch Ausleben seiner Zwänge abbauen kann.

Die Zwangsstörung als eigenes Krankheitsbild muss von Zwangserscheinungen im Rahmen anderer Erkrankungen unterschieden werden. Angsterkrankungen, Depressionen und Schizophrenie können von Zwängen begleitet sein. Auch bei hirnorganischen Erkrankungen wie Hirnentzündungen, Multipler Sklerose, Parkinson`scher Erkrankung und dem Gilles-de-la-Tourette-Syndrom treten Zwangsphänomene auf. Im Unterschied zur Zwangskrankheit ist bei diesen Erkrankungen der Leidensdruck im Hinblick auf die Zwänge geringer, dafür treten andere, für die jeweilige Krankheit typischen Symptome, in den Vordergrund.

Durch zusätzliche Massnahmen wie Blutuntersuchungen, Computertomographie und Hirnstrommessungen (EEG) können hirnorganische Erkrankungen abgegrenzt werden.

Zur eindeutigen Diagnose einer Zwangsstörung müssen mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen Zwangsgedanken oder -handlungen nachweisbar sein, die mehr als eine Stunde pro Tag in Anspruch nehmen. Dabei ist dem Patienten immer klar, dass es sich um eigene Gedanken und Impulse handelt, die sich in für ihn unangenehmer Weise wiederholen und psychisch quälend sind.

Der Verlauf dieser Erkrankung ist in der Regel chronisch, wobei die Ausprägung der Symptome meist schwankt. Eine völlige Heilung ist eher selten, aber durch Therapie kann sich das Krankheitsbild weitgehend zurückbilden. Aktuelle Erlebnisse können die Zwangssymptomatik jederzeit wieder neu zum Vorschein bringen.
Komplikationen

Zwangserkrankungen breiten sich im Alltag aus und isolieren die Betroffenen. Durch den sozialen Rückzug können Zwänge besser ausgelebt und ihre Entdeckung verhindert werden. Der gesamte Tagesablauf wird immer stärker mit Zwangshandlungen und -Gedanken ausgefüllt. Es kommt zu einer Einengung des persönlichen Lebensraumes. Einschneidende soziale Konsequenzen wie Partnerschaftsprobleme, Arbeitslosigkeit und Verwahrlosung können daraus resultieren.

Häufig kommt es zu Schlafstörungen, innerer Unruhe, zu Depressionen bis hin zum Selbstmord. Auch ernstzunehmende körperliche Symptome wie Bluthochdruck, Magen-Darm-Störungen und sexuelle Funktionsstörungen treten auf. Bei einem Waschzwang findet man häufig krankhafte Veränderungen an der Haut.
Behandlung

Verhaltenstherapie sollte fester Bestandteil der Behandlung sein. Sie kann deutliche Besserung der Symptomatik bringen. Der Patient wird der zwangs- und damit angstauslösenden Situation ausgesetzt und soll lernen, die Ausführung der dabei auftretenden Zwangsimpulse zu verhindern. Einer solchen Therapie sind die Zwangshandlungen besser zugänglich als etwa Zwangsgedanken, welche häufiger mit Depressionen vergesellschaftet sind.

Es kann aber auch nötig sein, zunächst mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen. Sie soll in bestimmten Fällen den Patienten überhaupt in die Lage versetzen, aktiv bei einer Psychotherapie mitzuarbeiten, oder ist hilfreich um Wartezeiten zu überbrücken. Als Medikamente haben sich die trizyklischen Antidepressiva bewährt, und als neuere Substanzen die so genannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).

Die Nebenwirkungen der meisten Medikamente werden durch einschleichende Dosierungen gemindert. Der Erfolg kann frühestens nach zwei bis drei Monaten beurteilt werden. Verhaltenstherapie und Medikamente werden häufig miteinander kombiniert.

Entspannungsverfahren können die etablierten Therapien unterstützen. Hilfreich sind Autogenes Training und progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Durch sie können Anspannung und innere Unruhe positiv beeinflusst werden. Auch begleitende Akupunkturbehandlung wirkt, nach einer neueren Studie, bei Zwangs- und Angststörungen psychisch ausgleichend.

Sollten alle Massnahmen zur Behandlung der Zwangsstörung erfolglos bleiben, kann in sehr seltenen Fällen als letzte Möglichkeit ein operativer Eingriff an den erkrankten Bereichen im Gehirn erwogen werden.
Vorbeugende Massnahmen

Im Hinblick auf psychoanalytische Theorien: Vermeiden von allzu rigiden Erziehungsformen mit übertriebenem Sauberkeitsdenken. Bei Auftreten von Zwangssymptomen bald möglichst therapeutische Hilfe suchen.


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