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Umgang mit Betroffenen
02.08.2004 von Mindbreaker
Umgang mit Betroffenen
Orientierungshilfe fĂźr den Alltag
Die Bezugspersonen der Zwangserkrankten (Familie, enge Freunde etc.) werden sehr häufig in die Zwangshandlungen mit eingebunden. Sie mßssen sich beispielsweise bestimmten Säuberungsritualen unterziehen, den Betroffenen immer wieder versichern, dass die Tßr tatsächlich abgeschlossen ist oder mitzählen, ob eine bestimmte Tätigkeit auch wirklich die erforderliche Anzahl lang ausgefßhrt wurde.
Falls sich die AngehĂśrigen darauf einlassen, verringert sich dadurch in vielen Fällen zunächst die Anzahl der Zwangshandlungen. Die Situation bessert sich aber nur scheinbar: Der Betroffene gibt dadurch nämlich die Verantwortung fĂźr eventuell eintretende Katastrophen ab. Auf diese Weise lernt er nicht, sich mit seinen Ăngsten wirklich auseinanderzusetzen und diese auszuhalten. Langfristig schwächt diese Strategie deshalb sein ohnehin angeschlagenes Selbstbewusstsein und verstärkt die Zwangssymptomatik. Von daher ist es wichtig, den Betroffenen nicht ständig zu beruhigen und die Verantwortung fĂźr die Situation zu Ăźbernehmen. Auch, wenn das sicherlich sehr anstrengend ist und Nerven kostet.
Zwangsrituale laufen nach festen Regeln ab â wird der Betroffene dabei durch Telefonklingeln, Zwischenrufe etc. unterbrochen, so muss er seine Rituale so lange wiederholen, bis alles âpasstâ. Aus diesem Grund machen ihn Unterbrechungen schnell aggressiv und wĂźtend. Versuchen sie als Bezugsperson zu berĂźcksichtigen, dass die Betroffenen unter einem groĂen Druck stehen.
Viele FamilienangehĂśrige kĂśnnen sich in ihrer Wohnung nicht frei bewegen, da sie bestimmte Bereiche nicht betreten oder bestimmte Gegenstände nicht berĂźhren dĂźrfen. Diese Tatsache empfinden die meisten als sehr belastend. Hinzu kommt häufig noch eine finanzielle Belastung â zum Beispiel hohe Wasser â und Stromkosten aufgrund stundenlanger Reinigungsrituale.
Verhaltensempfehlungen
Grundsätzliche Verhaltensempfehlungen sind natĂźrlich nur ganz begrenzt mĂśglich â da jede Familie anders ist. Als eine erste Orientierungshilfe kĂśnnen aber die unten stehenden Anregungen dienen.
1.) Geben Sie die Illusion auf, der Betroffene kĂśnne mit âWillenskraftâ oder âDisziplinâ seine Zwänge Ăźberwinden. Appelle wie ânun reiĂ Dich mal zusammenâ bringen ebenso wenig wie die Diskussion Ăźber Sinn und Notwendigkeit der Zwänge. Das lĂśst bei den Zwangserkrankten, der sehr unter seiner Krankheit leidet, nur SchuldgefĂźhle aus.
2.) Informieren Sie sich eingehend Ăźber die Erkrankung â zum Beispiel hier im Internet oder auch direkt bei der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen. Fragen Sie nach, ob es in ihrer Nähe Selbsthilfegruppen fĂźr AngehĂśrige gibt. Je mehr sie Ăźber die Zwangserkrankung wissen, um so gezielter kĂśnnen sie den Betroffenen unterstĂźtzen.
3.) Versuchen Sie dem Betroffenen immer wieder deutlich zu machen, dass Sie seine Zwangssymptome â und nicht ihn oder sie als Person â zurĂźckweisen.
4.) Zwänge entstehen nicht dadurch, dass jemand etwas falsch gemacht hat. Geben Sie deshalb mĂśglichst weder sich â noch dem Betroffenen â die Schuld an der StĂśrung.
5.) Bringen Sie den Betroffenen dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie selber kĂśnnen die Rolle des Therapeuten nicht Ăźbernehmen.
6.) Versuchen Sie, Grenzen zu setzen und nicht ihren kompletten Alltag von den Zwängen bestimmen zu lassen. Treffen Sie auch weiterhin Freunde und vernachlässigen Sie Ihre Hobbys nicht.
7.) UnterstĂźtzen Sie den Betroffenen mĂśglichst nicht bei seinen Zwangsritualen â auf lange Sicht verstärken und stabilisieren Sie dadurch das Zwangsverhalten.
8.) Loben Sie den Betroffenen fĂźr Fortschritte â und kritisieren Sie ihn nicht fĂźr âRĂźckfälleâ. Ănderungen in der Stärke der Symptome â zum Beispiel eine entsprechende Zunahme unter Stress â sind vollkommen normal. Lob und Anerkennung sind wichtig, damit sich ein symptomfreies Verhalten verfestigen immer weiter durchsetzen kann.
9.) Lassen Sie die Erkrankung nicht zum Haupt-Familienthema werden! Planen Sie gemeinsame Aktivitäten, mit denen sich der Betroffene nicht ßberfordert fßhlt.
10.) Es ist vollkommen normal, dass Sie ab und zu ärgerlich oder auch wĂźtend sind. Wichtig ist allerdings, wie Sie damit umgehen. Es ist besser, den Ărger zuzugeben als den anderen abzuwerten. Nimmt der Ărger jedoch Ăberhand, sollten Sie sich eventuell selber therapeutische Hilfe holen.
11.) Versuchen Sie, klare Absprachen zu treffen. Sagen Sie deutlich, was Sie kĂśnnen und wollen und was nicht.
___________
Quelle: DGZ
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